SDBP #092: Vom Kommandosoldaten zum ältesten Gewerbe der Welt, wer ist Rudy? Teil 2

In dieser Episode des Selfdefensebox-Podcasts haben wir erneut das Vergnügen, mit Rudi zu sprechen. Seine Geschichte ist so facettenreich und tiefgehend, dass eine Folge einfach nicht ausreichte. Vom Elite-Soldaten über den Personenschützer bis hin zum Selbstverteidigungs-Instruktor hat Rudi viel erlebt – ein Leben geprägt von Extremen.

Vom Fallschirmjäger zum Kommandosoldaten

Rudis Karriere begann bei der Bundeswehr, wo er sich früh den Fallschirmjägern anschloss. Sein Ziel war klar: Wenn er keine Eliteausbildung erhält, wollte er verweigern. Diese Entschlossenheit führte ihn später zu den ersten deutschen Kommandosoldaten – damals noch ein junges Konzept. In den 1990er-Jahren war die Bundeswehr in der Phase des Wandels, angestoßen durch Einsätze wie die Rettung deutscher Staatsbürger aus Ruanda. Rudi war Teil des Wandels, prägte die Strukturen und half beim Aufbau der Kommando Spezialkräfte (KSK).

Doch die Welt des Militärs brachte auch Herausforderungen: „Manchmal wurde mir klar, dass ich ein Zahnrad in einem sehr großen politischen und wirtschaftlichen System war“, reflektiert er. Dennoch war seine Motivation damals klar – die Ausbildung, der Zusammenhalt, das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.

Ein neuer Weg: Private Sicherheit in Krisengebieten

Nach 12 Jahren entschied sich Rudi, die Bundeswehr zu verlassen, und schlug eine neue Richtung ein: die private Sicherheitsbranche. Er arbeitete zunächst in Deutschland, unter anderem als Begleitschützer für Prominente, bevor er in die gefährlichen Krisengebiete des Irak und Afghanistans wechselte. Von 2006 bis 2010 war er in den heißesten Phasen des Irakkriegs tätig, als sogenannter Contractor. Seine Aufgaben reichten vom Personenschutz über Konvoi-Begleitung bis hin zur Sicherung diplomatischer Einrichtungen.

Was viele nicht wissen: Diese Art von Arbeit ist oft nicht nur körperlich, sondern auch psychisch extrem belastend. Die ständige Bedrohung – sei es durch Roadside-Bombs, Raketenangriffe oder feindlichen Beschuss – zermürbt. „Du gewöhnst dich irgendwie dran, aber gleichzeitig zieht es dich herunter“, erklärt Rudi.

Eine prägende Erfahrung war ein Raketenangriff in der sogenannten Green Zone in Bagdad. Während eines Videoanrufs mit seiner Partnerin schlug eine Rakete ein, und die Verbindung brach ab. „Es dauerte 42 Stunden, bis ich mich bei ihr melden konnte“, erzählt er. Situationen wie diese hinterlassen Spuren – sowohl körperlich als auch seelisch.

Die Rückkehr ins zivile Leben – und die Herausforderungen

Nach seinem Einsatz im Irak wechselte Rudi immer wieder zwischen zivilen und gefährlichen Aufgaben. Er eröffnete ein eigenes Gym, das er erfolgreich führte, während er weiterhin Aufträge in Afghanistan, Mexiko und anderen Krisengebieten annahm. Doch die ständige Rückkehr in die zivile Welt fiel ihm schwer. „Für mich waren die Menschen hier wie Ameisen. Ihr habt keine Ahnung vom echten Leben“, gibt Rudi offen zu.

Psychische Belastungen begleiteten ihn auch nach seiner Rückkehr. Lange Zeit ignorierte er die Anzeichen. „Ich war ein richtiges Arschloch“, gesteht er. Erst durch die Hilfe seiner damaligen Partnerin fand er den Weg zu einem Psychologen und begann, an seiner mentalen Gesundheit zu arbeiten. „Es war ein harter Weg, aber ich habe gelernt, damit zu leben.“

Die Realität hinter der „taktischen Coolness“

Rudi ist heute ein gefragter Experte im Bereich Selbstverteidigung. Er spricht offen darüber, welchen Preis ein Leben unter extremen Bedingungen mit sich bringt. „Viele, die sich taktisch cool geben, verstehen gar nicht, was es heißt, so zu leben. Der Preis ist hoch – körperlich, seelisch, alles.“

Besonders wichtig ist ihm, dass Schüler in der Selbstverteidigung nicht einfach blind militärische Taktiken übernehmen. „Das Mindset eines Soldaten oder Polizisten unterscheidet sich fundamental von dem eines Zivilisten“, betont er. In Krisensituationen geht es für Zivilisten um Flucht und Vermeidung, während Soldaten auf den Konflikt vorbereitet sind. „Zivilisten müssen lernen, mit Überraschung und Angst umzugehen, nicht zu kämpfen wie auf einem Schlachtfeld.“

Ein Blick nach vorn

Trotz aller Herausforderungen sieht Rudi positiv in die Zukunft. Heute setzt er sich dafür ein, seine Erfahrungen zu teilen und anderen zu helfen, realistische Selbstverteidigung zu erlernen. Sein Ziel: Menschen zu stärken – nicht nur körperlich, sondern auch mental.

Seine Botschaft am Ende der Podcast-Episode fasst es gut zusammen: „Immer freundlich sein und das Leben genießen.“ Worte, die von jemandem kommen, der weiß, wie kostbar das Leben ist – auch in schwierigen Zeiten.

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