Der Wendepunkt eines Trainers: Von starren Systemen zu dynamischen Konzepten
Ein bemerkenswerter Gast punktet in dieser Selfdefensebox Episode: Rudi, ein Veteran im Selbstverteidigungs- und Kampfsportbereich. Sein beeindruckender Lebensweg als Contractor und seine Entwicklung als Trainer und Kämpfer bieten spannende Einblicke für alle, die sich für effektive Selbstverteidigung interessieren.
Rudis Weg: Vom Fallschirmjäger zum Nahkampfspezialisten
Rudi, geboren und aufgewachsen in Bonn, begann seine Reise als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Geprägt durch die Geschichten seines Onkels, eines ehemaligen Fremdenlegionärs, war sein Ziel von Beginn an klar: Elite-Ausbildung und Dienst in Hochsicherheitslagen. Während seiner Zeit beim Militär spezialisierte er sich auf verschiedene Nahkampftechniken und eignete sich eine Vielzahl von Kampfsportarten an. Darunter Judo, Karate, Thai-Boxen und später Brazilian Jiu-Jitsu, in dem er es zum Purple Belt brachte.
Seine Karriere führte ihn nicht nur durch militärische Ausbildung, sondern auch in den Bereich privater Sicherheitsdienste in Krisengebieten weltweit. Diese realen Einsätze formten nicht nur seinen Kampfstil, sondern auch seine Einstellung zum Thema Selbstverteidigung: realistisch, effektiv und praxisorientiert.
Die Grenzen von starren Systemen
Rudi begann seine Karriere im Bereich Krav Maga als Instruktor der IKMF (International Krav Maga Federation), einer der damals führenden Organisationen für Selbstverteidigung. Doch trotz seines Engagements stellte er bald fest, dass viele der gelehrten Techniken zwar gut vermarktbar, jedoch in realistischen Szenarien kaum anwendbar waren. Besonders die Messerabwehr, bekannt als „360° Defense“, bezeichnet er heute als „statisch und unrealistisch“.
Sein Wendepunkt kam, als er Ansätze wie die der KAPAP Academy kennenlernte, die realistischere und dynamischere Lösungen für Selbstverteidigung, insbesondere Messerabwehr, bieten. „Ich habe meinen Schülern damals beigebracht, wie man stirbt“, sagt Rudi offen und schildert, wie ein Seminar bei Albert Tim ihm die Augen öffnete. Die Techniken, die er zuvor unterrichtet hatte, seien zu statisch gewesen und hätten in realen, dynamischen Situationen nicht funktioniert. Dieses Erlebnis führte ihn dazu, die Effektivität und Anwendbarkeit seines Unterrichts zu hinterfragen und sich von starren Systemen abzuwenden.
„Ich habe damals erkannt, dass ich meine Schüler nicht nur auf dem Papier trainiere, sondern sie auch auf echte Konflikte vorbereiten muss“, erklärt er. Dabei betont er die Wichtigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, Konzepte anzupassen und über den Tellerrand zu schauen, um seinen Schülern echte Überlebensfähigkeiten zu vermitteln.
Dynamik und Prinzipien statt starrer Regeln
Heute basiert Rudis Unterricht auf dynamischen Prinzipien statt festen Techniken. Inspiriert von Konzepten wie „Surprise, Aggression, Speed“ und seiner Erfahrung in Combatives integriert er Elemente aus verschiedenen Kampfsportarten und Selbstverteidigungssystemen. Der Fokus liegt darauf, seine Schüler auf realistische Straßenszenarien vorzubereiten, in denen Waffen, multiple Angreifer und unvorhersehbare Dynamiken eine Rolle spielen.
„Ein System muss leben und sich anpassen“, sagt Rudi. Sein heutiges Konzept spiegelt genau das wider: Statt blind an einem Curriculum festzuhalten, integriert er neue Erkenntnisse und passt bestehende Ansätze an die Bedürfnisse seiner Schüler an. Besonders betont er dabei die Bedeutung von Sparring und Training mit unkooperativen Partnern, um sicherzustellen, dass Techniken auch unter Druck funktionieren.
Schlussfolgerung: Realismus über Marketing
Rudi’s Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, in der Selbstverteidigung über den Tellerrand hinauszuschauen und sich von der reinen Vermarktung von Systemen zu lösen. Effektive Selbstverteidigung erfordert nicht nur Techniken, sondern auch die Bereitschaft, das eigene Mindset und die Prinzipien kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen.
Sein Weg ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Bereitschaft zur Weiterentwicklung nicht nur die Qualität des eigenen Unterrichts, sondern auch die Sicherheit der Schüler nachhaltig verbessert.
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